Titel: Anlagebetrug um Bitcoin und Flatmining

Anlagebetrug um Bitcoin und Flatmining

01.06.21

Wir hatten bereits letztes Jahr um Bitcoinanlagebetrug berichtet. Heute wollen wir darauf hinweisen, was es zu beachten gilt, um bei ähnlichen Modellen zu beachten ist. Selbst wenn Firmen wie die Flatmining PLC operativ nicht mehr tätig sind, wird dies am bestehenden Betrugssystem nichts ändern. Daher versuchen wir, Sie zu sensibilisieren.

Bitcoin, Flatmining und Banken: Unterschiede oder Gemeinsamkeiten?

Zum ersten sollte man sich bei seiner Anlageentscheidung die Frage stellen, ob man hier andere Kriterien an den Tag legen möchte als bei Börseninvestments bei einer Geschäftsbank. Bei letzterer würde man sich ansehen, wie lange es diese Bank oder Abteilung schon gibt und wie groß deren wirtschaftliche Bedeutung ist. Dabei würde man realen Banken mit einer Filiale vor Ort und einem persönlichen Berater wohl den Vorzug geben als einer Direktbank mit einem Callcenter. Letzteres mag zwar in den Gebühren günstiger sein, aber kommt es wirklich nur auf die Gebühren an?

Zweitens würde man sich natürlich über das Geschäftsmodell der Firma informieren. Bei neuen Prospekten bei Aktienemissionen würde man das Prospekt prüfen und gegebenenfalls auch auf Richtigkeit hinterfragen.

Beispiel Flatmining PLC – Woran man Betrug erkennen könnte

Am Beispiel der Flatmining plc soll hier verdeutlicht werden, auf welche Auffälligkeiten man dabei stößt:

„Die Flat Mining schürft seit nun mehr als 5 Jahren für ihre anfänglich geschäftlichen Kunden sowohl das digitale Gold in Form von Bitcoin, als auch mehrere alternative Kryptowährungen.“

Concierge

Sucht man nunmehr nach diesen Geschäftstätigkeiten oder gar „Produktionsstätten“, findet man – nichts.

Weitere Aussagen wie diese stehen im Widerspruch zur obigen:

„Gegründet als ursprüngliches Energie-Unternehmen hat sich die Flat Mining Anfang 2010 zur Aufgabe gemacht die überschüssige Energie dafür aufzuwenden Bitcoins zu schürfen.“

Concierge

Wer 2010 mit Mining begonnen hat, hätte 10 Jahre Erfahrung, nicht nur fünf.

„Die ersten 4 Jahre wurden mit der Rechenfarm in der Schweiz über 8,000 Bitcoins geschürft, um dann die nächsten 6 Jahre weiter zu expandieren, indem man neue Rechenfarmen aufgebaut hat. Nach Fertigstellung & stetiger Optimierung der zwei darauffolgenden Rechenfarmen hat die Flat Mining neue Mining Farmen installiert und hat ihre eigene Cloud Mining Software für Endkunden gestartet und etabliert. „

Concierge

Hinweise auf diese Rechenfarm und weitere Rechenfarmen finden sich keine, weder Orte noch Werte.

Eintrag der Flatmining im Companies House

Sucht man nun weiter unter Companies House, einem äquivalent zum deutsche Handelnsregister, findet sich der Eintrag dieser Firma:

Companies House

Die Firma wurde also 2020 gegründet, was wiederum im Widerspruch zu den Ausführungen „5 jahre“ oder „10 Jahre“ steht. Natürlich wird man jetzt, wenn man weiter sucht, zu dem Ergebnis kommen, dass es ja die Flat Innovations AG aus der Schweiz gibt. Aber erstens ist diese weit älter als 10 Jahre, nämlich 1973 gegründet und zweitens ist die PLC eine eigene Rechtsperson, so dass, selbst wenn die Flat Innovations Rechenfabriken hätte, diese nicht der PLC zuzuordnen wären. In den Unterlagen des Companies House findet man jedenfalls, insbesondere im Gründungsvertrag, keine Hinweise auf Aktivvermögen wie Rechenzentren oder Miningfabriken.

Seriöse Bilanzen oder Prospekte gibt es keine, Hinweise auf Aktivvermögen gibt es keine, Hinweise auf eine Geschäftstätigkeit gibt und gab es keine. Spätestens an dieser Stelle muss man misstrauisch werden.

Leider leben solche Maschen von dem Wunsch der Menschen, am zwischenzeitlichen Boom von Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder DogeCoin zu partizipieren. Geld verdienen ist dabei auch nicht verboten. Gerade deshalb sollte man sich die alten Fragen stellen, um die Seriosität und das Risiko einzuschätzen

Ist diese Bitcoin- bzw. Kryptowährungsfirma Firma seriös?

Ist die Firma Flatmining seriös? Wie groß ist das Haftungsrisiko? Ist meine Krypobörse seriös? Stellen Sie sich die folgenden Fragen vor einem Investment und beantworten Sie diese für sich.

  • Habe ich einen Ansprechpartner vor Ort oder spreche ich nur mit einem Call-Center
  • Gilt deutsches, europäisches oder irgendein Recht
  • Welche Belege für eine wirtschaftliche Tätigkeit gibt es
  • Gibt es seriöse Bilanzen oder Vermögensnachweise samt Prüfzertifikaten
  • Ist mein Geld gegen Insolvenz gesichert
  • Erfolgt Kommunikation ausschließlich per Telefon und eMail
  • Wie lange gibt es die Firma schon (Handelsregistereintrag und Domainregistrierung prüfen)

Hohe Gewinnchance = Höheres Risiko

Wer diese Fragen für sich beantwortet, kann bei Bitcoin- und Flatmining, aber auch sonstigen Geschäftsmodellen das Risiko minimieren. Natürlich gilt auch der altbekannte Satz: Je höher die Gewinnchance, desto höher auch das Risiko.

Deshalb muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er das Risiko eingehen möchte oder nicht. Patentrezepte gibt es nicht. Man sollte auch nie vergessen, dass gerade bei Betrugsmaschen die Verkäufer derselben sehr überzeugend und charismatisch auftreten. Da wir ein rostiger Golf II schnell wie ein Ferrari Testarossa angeboten. Lassen Sie sich nicht blenden und hören vorallem nicht auf Empfehlungen von „Freunden“. Denn diese werden kaum die wirtschaftliche Verantwortung für diese Empfehlung übernehmen.

100% Sicherheit wird es nie geben. Doch die Risikominimierung liegt an Ihnen.

Update: Die Firma Flat Mining PLC wurde laut Companies House am 07.12.2021 aufgelöst.


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