Wurden Sie auch schon von einem nigerianischen Prinzen kontaktiert? Diese Masche, auch bekannt als Nigeria-Scam, ist selbst nach über 20 Jahren nicht totzukriegen. Falls Sie nicht wissen, um welche Art Betrug es sich dabei handelt, hier eine kleine Zusammenfassung: es meldet sich via Fax/Mail/Brief ein Rechtsanwalt, ein Prinz oder ein zum Sterben verurteilter Selfmade-Millionär mit dem Hinweis, dass eine Unsumme an Geld ein neues Zuhause sucht. Ausgerechnet der Empfänger dieser Post soll der Glückliche sein, basierend auf einer absurden Begründung – wie eine Namensgleichheit.
Wir warnten bereits vor einigen Jahren von dem Betrug mit dem angeblichen Millionenerbe, welches Verbrauchern schriftlich per Fax und Mail zugesichert wurde. Das Prinzip ist seit mehr als 20 Jahren unverändert – und wahrscheinlich auch weiterhin erfolgreich. Das besagte Erbe von mehreren Millionen US-Dollar (oder vielleicht auch Euro) soll überwiesen werden. So weit, so gut. Im Laufe der Unterhaltung wird den Empfängern unterbreitet, dass sie jedoch eine im Gegensatz zum Gewinn geringe Summe um die 1.000 EUR (Bearbeitungsgebühren) vorab überweisen sollen.
Nach der Zahlung dieser vermeintlichen Gebühr verschwinden die Rechtsanwälte auf Nimmerwiedersehen und sind nicht mehr erreichbar. Das Millionenerbe stellt sich als Lüge heraus und die gezahlte Gebühr, die für die „Bearbeitung“ nötig war, ist verloren.
Leider melden sich bei uns auch jene VerbraucherInnen, die von der Seriosität des Schreibens überzeugt sind. Nicht wenige haben sogar die geforderte Summe gezahlt und – wer hätte das gedacht – nie wieder etwas von den angeblich seriösen Rechtsanwälten gehört. Deshalb erneut und mit aller Dringlichkeit: Überweisen Sie niemals Geld an unbekannte Personen, Institutionen etc. im Internet – nur weil Sie danach gefragt wurden! Glauben Sie nicht die Lügen und fallen Sie nicht auf die Tricks der Betrüger rein – das sogenannte Social Engineering.
Nun hatten wir beim Verbraucherdienst vor kurzem eine sonderbare Email erhalten – eine Rechtsanwältin aus Spanien schrieb unserem Vorstand Frau Aline Krause, dass sie tatsächlich für ein massives Erbe in Höhe von 18.500.000 EUR auserkoren wurde. Wow! Wir nahmen aus Gründen der Dokumentation (und ein wenig Neugierde) Kontakt zu diesen vermeintlichen Rechtsanwälten auf und möchten an dieser Stelle den Schriftverkehr mit der Öffentlichkeit teilen.
Wir geben in diesem Beitrag die Antworten chronologisch und vereinfacht wieder, um die Lesbarkeit und das Verständnis zu gewährleisten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Gruß- und Abschiedsfloskeln und sonstige Informationen wie Signaturen entfernt wurden.
Beginnen wir mit dem Anschreiben der Rechtsanwältin Dra Eva Lasunción Abogada, welches wir direkt als Scan präsentieren:
Wir nahmen Kontakt zu der vermeintlichen Rechtsanwältin auf und nutzten die angegebenen Email-Adressen. Eine Antwort erhielten wir bereits 20 Minuten später.
Die Absender Adresse lautet MB Abogados Logo, Calle Franco, 6, El Viso – 28002 MADRID, Tel:+34 602 118 082 Fax: +34 919 012 063, Email: solicitor@mbabogadoss.com Email: lasuncionlaw@gmail.com. Es folgte eine zweite Mail, die lauter Anlagen beinhaltete. Wir checkten die Anlagen vorab, ob eine Virus-Infizierung vorliegt. Wichtig: Öffnen Sie keine Anlagen von unbekannten Absendern. Wir haben in diesem Fall vorab Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um die Dateien gefahrlos öffnen zu können. Bitte nicht nachmachen.
Es wurden uns durch die Rechtsanwältin zahlreiche Unterlagen als Mail-Anhang zugesandt. Zu den Dokumenten zählen eine Vollmacht, ein Schreiben „Bank Leistung der Autorisierung“ (sic) und eine Sterbeurkunde für Walter Krause, Goldschürfer und Immobilienhai.
Wir füllten eine der Anlagen aus und schickten diese zurück. Dazu verfassten wir einige Zeilen und stellten die Frage, ob wir ebenfalls nach Spanien reisen dürften. Die Reaktion der Rechtsanwältin fiel etwas kühl aus, aber lesen Sie selbst.
Uns packte die Neugierde und wir stellten noch mehr Fragen, wie zum Beispiel zum spanischen Erbrecht. Wir erhofften uns eine ausführliche Stellungnahme und Details zum Ablauf. Stattdessen wurden wir mit einer banalen Antwort abgespeist mit dem erneuten Hinweis, dass die Zeit drängt.
Scheinbar drängte die Zeit nicht gar so arg wie zuvor befürchtet, da wir tagelang nichts mehr von der angeblichen Rechtsanwältin aus Spanien hörten. Wir meldeten uns via Mail, um uns über den Stand der Dinge zu erkundigen. Nur einen Tag später erhielten wir eine unerwartete Nachricht: Scheinbar sollen wir Geld überweisen? Wir haben Fragen.
Leider erhielten wir auf diese Email bislang keine Antwort. Sollte sich jedoch noch etwas tun, werden wir diese dargestellte Unterhaltung.
Zum Abschluss möchten wir an dieser Stelle erneut darauf hinweisen, dass wir diesen Austausch zum Zweck der Dokumentation führten. Sicherlich haben wir uns hier und da einen scherzhaften Einwurf erlaubt, aber es soll nicht über den Ernst der Situation hinwegtäuschen, wenn betroffene Verbraucher viel Geld verlieren, weil Sie auf das Glatteis geführt wurden. Wir empfehlen ebenfalls, ggf. ältere Menschen im nahen Umfeld über diese Masche zu informieren, da laut unserer Erfahrung nicht selten Senioren von Betrügern angesprochen werden.
Haben Sie Fragen oder wollen zu diesem Beitrag etwas ergänzen? Melden Sie sich bei uns!
Weiterführende Links:
Martin Bressers Madrid | Anwalt lockt per Fax mit einer großen Erbschaft
Angeblicher Lottogewinn aus Spanien | Anwaltskanzlei Vin and Pamela
Verbraucherdienst e.V. – Telefon: 0201-176790
Bürozeiten: Montags bis Freitags 08:00-13:00 Uhr und 14:00-17:00 Uhr.
Gerne können Sie uns auch via Email-Adresse und Kontaktformular erreichen: KONTAKT
Für Nichtmitglieder ist es uns nach dem Rechtsdienstleistungsgesetz nur erlaubt Fragen allgemeiner Art zu beantworten. Eine Einzelfallberatung ist uns nach dem Rechtsdienstleistungsgesetz nur für Mitglieder erlaubt und wird durch kooperierende Rechtsanwälte durchgeführt.
Dieser Artikel basiert auf den uns gemeldeten Informationen, Zitaten und den im Artikel genannten Quellen und spiegelt nicht unsere Auffassung wieder. Soweit es ist uns möglich ist, haben wir diese sorgfältig geprüft. Testbestellungen oder sogenannte Lockvogel-Anrufe erfolgten nicht. Sollten Sie der Meinung sein, dass uns wesentliche Punkte zum Sachverhalt unbekannt sind, bitten wir Sie, uns unter dem Link KONTAKT zu kontaktieren.
Kommentare zu Angebliches Erbe aus Spanien: Wir unterhielten uns mit den Betrügern