Verbraucherdienst e.V. empfiehlt den TV-Beitrag anzuschauen. Er zeigt beispielhaft deutlich auf, wie professionell Verbraucher mit einem scheinbar harmlosen Telefonat in angeblich „gewollte“ Vertragsverhältnisse gezwungen werden – wovor der Verbraucherdienst e.V. in Presseberichten immer wieder zu warnen versucht.
Der WDR „Kriminalreport“ recherchierte über das Call Center Prudent24 GmbH im Zusammenhang mit unerlaubten Werbeanrufen und Abzocke per Telefon. Verbraucherdienst e.V. berichtete erstmalig bereits November 2010 über das Unternehmen Prudent24 GmbH mit Sitz in Duisburg.
Im Zuge der redaktionellen Recherche wurde von der Redaktion Kontakt zum Verbrauchdienst e.V. aufgenommen.
Verbraucherdienst e.V. erklärte sich zur Unterstützung bereit und kontaktierte von der Prudent24 GmbH betroffene Konsumenten. Diese erklärten sich auf Anfrage des Vereins einverstanden, die Recherchen mit ihren Erfahrungen zu unterstützen. (Siehe dazu auch Interview mit der Redaktion Kriminalreport)
01.04.2011 / Nachtrag
Wie uns die Redaktion Kriminalreport gestern telefonisch mitteilte, ist von der Staatsanwaltschaft Duisburg Anklage wegen mehrfachen Betrugs erhoben worden. Mitglied sein heißt-Betrug aufzudecken!
Der „Kriminalreport“ läuft jeden Montag um 20.15 im Programm des WDR
Das Call-Center Prudent24 GmbH mit Sitz Duisburg hat sich spezialisiert auf kostenpflichtige Dienste der Nutzlosbranche. Man verspricht Verbrauchern die Einstellung ihrer unfreiwilligen Gewinnspielteilnahmen, damit verbundenen unberechtigten Abbuchungen, und das Stoppen unerwünschter Werbanrufe gegen die Zahlung einer einmaligen Gebühr in Höhe von 29,95 Euro.
Der monatliche Umsatz der Prudent24 GmbH wird auf 100.000. € geschätzt, „erwirtschaftet“ auf ca. fünfzig Quadratmeter Bürofläche von gerade mal zehn Agenten. Den Verantwortlichen im Hause Prudent24 ist durchaus bewusst, dass die angebotene Dienstleistung nicht erfüllt wird, bei den Agenten war ein Unrechtsbewusstsein nicht erkennbar. Verbraucher, die die vermeintliche Dienstleistung der Prudent24 GmbH bezahlten, erhalten weiterhin Anrufe und müssen unberechtigte Abbuchungen von Ihren Konten hinnehmen.
Die Mitarbeiter der Prudent24 GmbH melden sich mit Namen wie zum Beispiel „Schutzagentur“ oder „Verwaltungsbüro“. In der Regel werden sogar Pseudonyme benutzt, damit der Angerufene den Anrufer später nicht identifizieren / angeben kann. So wird auch die Telefonnummer, von der aus Prudent24 anruft, verschleiert. Es wird nur ein Teil der Telefonnummer angezeigt.
Um die angerufenen Verbraucher juristisch möglichst sicher an einen Vertrag zu binden gingen die Mitarbeiter der Prudent24 GmbH rhetorisch sehr zielstrebig vor. Zunächst wurde über die Wortwahl während des Telefonats der Eindruck erweckt, Prudent24 riefe den Konsumenten auf dessen Wunsch zurück statt unerlaubt an. Im weiteren Verlauf des Anrufs wird eine sogenannte Audioaufzeichnung mit dem Verbraucher erstellt.
Die für einen rechtsverbindlichen Vertragsabschluss entscheidenden Fragen werden stets so platziert und formuliert, dass der Angerufene fast nur mit bestätigendem „JA“ antworten kann. Tut er dies bei nur einer Frage nicht, beginnt der Call-Center-Agent die Bandaufzeichnung von neuem und weist den Kunden darauf hin, zukünftig alle Fragen mit einem Ja zu beantworten. Hiermit umgehen die Agenten das Gesetz verbotener Coldcalls, denn in der Aufnahme muss der Kunde bestätigen um einen Rückruf gebeten zu haben.
Im Bericht des „Kriminalreports“ wird dargestellt, dass die Call-Agents intern gegenüber neuen Mitarbeitern äußern, dass man kein Mitleid haben dürfe und abgebrüht sein müsse, um diese Abzockanrufe erfolgreich durchführen zu können.
Nach Ausstrahlung des Beitrags der Sendung WDR-Kriminalreport interessieren sich Staatsanwaltschaft, Finanzbehörde und das Ordnungsamt für die Tätigkeiten der Prudent 24 GmbH.
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