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CopeCart: Erfahrungen von Influencern

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CopeCart: Erfahrungen von Influencern

In letzter Zeit häufen sich die Stimmen von Influencern, YouTubern und Geschäftsinteressenten, deren Träume auf Fame und Geldverdienstmöglichkeiten bei der CopeCart GmbH ihr Ende gefunden haben. Statt des florierenden Instagram-Erfolgs oder eines wachsenden YouTube Kanals bleiben hohe Vertragsschulden zurück. Wir haben uns das System angesehen.

Screenshot https://help.copecart.com/de/collections/2149048-faq / Stand Juli 2021

Was ist CopeCart?

CopeCart ist ein Reseller. CopeCart tritt aber auch im Zusammenhang mit hochpreisigen Coaching-Angeboten auf.

Onlinezahlungen werden bei CopeCart schnell und – nach deren eigener Aussage – sicher abgewickelt.

Solche Dienste zu nutzen sind im heutigen Zeitalter Standard und auch zu empfehlen, vereinfachen diese doch den Ablauf der Vertragsgestaltung. Anbieter, Berater und Coaches können sich dann mehr auf ihre Dienstleistungen konzentrieren und sind weniger administrativ tätig. Allerdings sind die Informationen auf CopeCart wenig übersichtlich. Einerseits wirbt man damit „Wiederverkäufer“ zu sein. Teilweise wird behauptet, CopeCart sei der Vertragspartner. Wieder andere meinen, nur die Rechnungsstellung erfolge durch den Anbieter.

Erfahrungen von Nutzern

Und liegen verschiedene Beschwerden vor. Gemein ist allen, dass die CopeCart plötzlich als „Vertragspartner“ bezeichnet wird und im eigenen Namen Forderungen aus dem Bestellvorgang geltend macht. Abtretung, Inkasso oder Wiederverkauf? Das bleibt nach Auswertung der uns zu Verfügung stehenden Unterlagen unklar.

Ein Whistleblower berichtet uns hierzu folgendes:

„Kurz zur Situation, ich war vor wenigen Monaten in YouTube unterwegs als ich durch ein Werbevideo,  in dem es sich um Geldverdienen als Influencer handelte, aufmerksam wurde. Da das Video ziemlich spannend wirkte und mein Interesse weckte, klickte ich auf den Link und  wurde schließlich an eine Webseite weitergeleitet. Auf der Seite konnte ich meine Telefonnummer und E-Mail Adresse angeben und wurde einen Tag später von einer netten Dame aus Österreich angerufen, welche mich über das „Influencer-Business“ ein wenig aufklärte.“ – Sachverhalt aus Informantenschutzgründen anonymisiert und angepasst

Sofort Mitglied werden und Geld verdienen

„Ich, vor lauter Begeisterung, entschied mich dazu, mir das Ganze noch genauer an zu sehen und vereinbarte mit der Dame ein Zoom-Call für den nächsten Tag. Anschließend war ich mit einer weiteren sehr netten Dame in diesem Zoom-Call. Sie erklärte mir, dass ich sofort Mitglied der sogenannten „*** Onlineklasse, Geld verdienen als Influencer“ werden könnte und sie dafür nur ein paar Angaben von mir bräuchte, unter anderem meine Bankdaten da diese anscheinend monatlich Geld kosten würde.  Sie versicherte mir, dass ich bereits nach ein paar Wochen die ersten Erfolge erzielen würde.  Letztendlich war ich so naiv und gab alle meine Daten raus ohne mir über die eventuellen Folgen im Klaren zu sein. Nun bekam ich Zugang zu dieser Onlineklasse und eine Einführung anhand von vielen Videos wie das ganze Business funktioniert. Nur leider bemerkte ich früh, dass dort überhaupt nichts funktioniert (…) Ich kontaktierte selbstverständlich sofort jeden Kontakt, den ich hatte mit der Bitte mich umgehend  aus dem Ganzen rauszulassen. Ich bekam entweder überhaupt keine Antwort oder jedes Mal folgende Nachricht:“ – Sachverhalt aus Informantenschutzgründen anonymisiert und angepasst

Vertragspartner ausschließlich CopeCart?

An dieser Stelle geben wir den Inhalt der Antwort durch CopeCart wieder.

Screenshot des Gesprächs mit einem Ansprechpartner

Bitte beachten Sie, dass Ihr Vertragspartner ausschließlich die CopeCart GmbH ist. Wir haben Ihre Nachricht NICHT an ihren Vertragspartner, die CopeCart GmbH weitergeleitet.  Bitte wenden sie sich an die CopeCart GmbH.

„Um auf das eigentliche Problem zu kommen, bekam ich einen Monat später von CopeCart eine Mail mit der Forderung von 3000 Euro und dass kein Widerruf möglich ist. Ich antworte daraufhin, dass ich weder über ein Widerrufsrecht aufgeklärt wurde, noch drauf verzichtet habe und ich nichts unterschrieben habe, welches belegen würde,   dass ich irgendeinen Vertrag eingewilligt habe.“Sachverhalt aus Informantenschutzgründen anonymisiert und angepasst

Wie alle Sachverhalte im Internet ist es oft schwierig, den genauen Ablauf zu rekonstruieren. Tendenziell konnten wir auf der Ursprungsseite aber keine Hinweise auf die CopeCart finden. Preise sind auf dem ersten Blick nicht zu erkennen, nur sogenannte „Call to Action“ Aufforderungen wie „Jetzt Termin vereinbaren“ bei einer gleichzeitigen Verknappung der Ressourcen mit Aussagen wie „Achtung! Aufgrund der großen Nachfrage ist die Anzahl der Teilnehmer, die wir sofort aufnehmen können sehr stark begrenzt. Aus diesem Grund solltest du deine Anfrage schnellstmöglich absenden.“

Psychologisch wird durch den Coach das Gefühl erzeugt, man würde etwas verpassen, wenn man nicht sofort reagiert. Eine weitere neutrale Prüfung war uns daher nicht möglich. Wie man nun aber dazu kommt, dass die CopeCart Vertragspartner sein soll?

Liefern AGB auf CopeCart Antwort?

In den AGB für Endkunden bei CopeCart findet sich in der Tat diese Passage:

„Die Darstellung der Produkte in unserem Online-Shop stellt kein rechtlich bindendes Angebot, sondern einen unverbindlichen Katalog der von uns angebotenen Produkte und Dienstleistungen (die „Ware“) dar. „

AGB CopeCart, copecart.com/agb/

Das deutet in der Tat darauf hin, dass Verträge deren Auffassung nach mit CopeCart geschlossen werden sollen. Dies ist aus verschiedenen Gesichtspunkten heraus problematisch. Bei Coachings, Beratungen und Co. kommt es vor allem darauf an, dass man einer bestimmten Person oder Firma eine besondere Vertrauenssituation entgegenbringt. Zudem muss klar kommuniziert sein wer mit wem Verträge schließt. Man möchte nicht mit irgendjemandem erfolgreich kooperieren. Man möchte an der Expertise einer Person teilhaben. Eine solche Vertrauensstellung, wie sie Anwälte oder Ärzte haben, führt nämlich zu Sonderkündigungsrechten i.S. §627 BGB.

Zudem kann ein Zahlungsdienstleister wie CopeCart bei nicht zufriedenstellenden Leistungen keine Abhilfe schaffen. Das kann nur der gebuchte Dienstleister.

Wir haben CopeCart angefragt

Ein dem Verbraucherdienst angeschlossener Rechtsanwalt hat dort nachgefragt und die folgende Antwort erhalten:

Sehr geehrter Herr *****,
in Bezug auf Ihr Schreiben vom 23.06.2021 teilen wir Ihnen mit, dass der Kunde XXXXX mit dem Kauf vom Produkt „XXXXX“ vom Vendor XYZXYZ einen Kaufvertrag mit CopeCart abgeschlossen hat.
Im Bereich des Online-Geschäfts benutzt CopeCart ein Reseller-Modell. Im Grunde bedeutet dies, dass CopeCart Produkte von Herstellern kauft und diese dann an Endkunden vermarktet. Wenn der Benutzer eine Bestellung aufgibt, wird das Produkt bei CopeCart gekauft. Infolgedessen wird der Kaufprozess zwischen einem Endbenutzer als Käufer und CopeCart als Verkäufer durchgeführt.
Aus diesem Grund treten wir als Vertragspartner auf und der Kaufvertrag wurde zwischen dem Kunden und CopeCart abgeschlossen.
Hiermit teilen wir Ihnen auch mit, dass die Bestellung xxxx bereits am 24.06.2021 gekündigt wurde. Da Ihr Mandant von aus dem Vertrag entlassen wird, sehen wir diesen Sachverhalt als abgeschlossen. Mit freundlichen Grüßen,

E-Mail einer Sachbearbeitung von CopeCart vom 07.07.2021

Unsere Anfrage nach einer AGB-Benennung dieser Behauptung ist bisher nicht beantwortet.

Wer ist jetzt Vertragspartner?

Die Lösung kann sein, dass sich der oben benannte „Verkäufer“ nur einfach aus Problemen herausreden und an andere verweisen wollte. Dagegen freilich spricht, dass die CopeCart aktiv ausbleibende Zahlungen anmahnt und in ihrer Antwort auch davon spricht, selber „Reseller“ zu sein. Sie werben mit Rechnungserstellung. Liegt Abtretung vor? Inkasso? Forderungskauf? Das bleibt unklar.
Fakt ist: Gerade persönliche Dienstleistungen sind unseres Erachtens nicht einfach durch Dritte per Re-Seller und Co abgebbar. Man bucht einen Coach oder Influencer wegen dessen Fähigkeiten. Nur dieser kann erfüllen. Nachbesserungen und mehr muss der Dritte leisten können. Zwar kann man auch solche unüblichen Konstruktionen vertraglich lösen und vereinbaren. Aber dann muss es deutlich erkennbar sein.
Verbraucher melden uns zudem, nur mündlich Daten bekanntgegeben zu haben, während dann „Widerrufsverzichte“ und „Ratenkäufe“ behauptet werden.

Mehr Transparenz gewünscht

Problematisch ist , dass die konkrete rechtliche Konstruktion vage bleibt und bei unseren Recherchen auf der Seite des Dienstleisters nicht ersichtlich sind. Dort findet man zum Beispiel folgende Passage für Vendors:

„Rechnungserstellung, Rechnungsversand, Umsatzsteuermanagement, Rückgabe-Handling und Support gehören zu den Leistungen bei CopeCart. Sie erhalten zum Schluss nur noch eine Gutschrift über Ihren generierten Umsatz.“

Quelle: https://www.copecart.com/vendoren/#

Uns fehlen leider weitere wichtige Informationen. Gleichwohl ist diese fehlende Transparenz einer der Hauptkritikpunkte. Es ist auch nicht nachvollziehbar, warum die notwendigen Informationen nicht herauslesbar sind. Hier könnte CopeCart sicher besser werden. Zudem steht hier nichts von Reseller.

Was bedeutet das für Kunden?

Kunden haben unserer bisherigen Auffassung nach keinen Vertrag mit CopeCart. Eine Rechnungsstellung durch CopeCart im eigenen Namen ist daher ohne zulässige datenschutzrechtliche Erlaubnis oder Abtretung nicht zulässig. Bei Problemen bleibt der, bei dem Ihr einen Kurs oder eine Beratung buchen wollt, Euer Ansprechpartner.

Lasst Euch also nicht an CopeCart verweisen, ohne dass man einen Nachweis vorlegt, weshalb nicht der Coach Ansprechpartner sein soll. Gegebenenfalls sollte man hier Anfechtung, Widerruf oder Wegfall der Geschäftsgrundlage durch erfahrene Rechtsanwälte prüfen lassen.

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Statt einem Zusatzeinkommen oder unverhofftem Reichtum waren einige Mitglieder nunmehr erheblich in finanzielle Schieflage geraten. Wir informieren über die Affiliate-Links für Coaching-Pakete.

Teilt uns Eure Meinung und Erfahrungen mit

Wir würden uns über Ihre Meinungen und Erfahrungen mit der CopeCart interessieren. Kommentieren Sie diesen Beitrag und diskutieren mit uns und Betroffenen.


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Für Nichtmitglieder ist es uns nach dem Rechtsdienstleistungsgesetz nur erlaubt Fragen allgemeiner Art zu beantworten. Eine Einzelfallberatung ist uns nach dem Rechtsdienstleistungsgesetz nur für Mitglieder erlaubt und wird durch kooperierende Rechtsanwälte durchgeführt.

Dieser Artikel basiert auf den uns gemeldeten Informationen, Zitaten und den im Artikel genannten Quellen und spiegelt nicht unsere Auffassung wieder. Soweit es ist uns möglich ist, haben wir diese sorgfältig geprüft. Testbestellungen oder sogenannte Lockvogel-Anrufe erfolgten nicht. Sollten Sie der Meinung sein, dass uns wesentliche Punkte zum Sachverhalt unbekannt sind, bitten wir Sie, uns unter dem Link KONTAKT zu kontaktieren.

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